Januar 2024
Analoge Fotografie bei frostiger Kälte – Was gibt es zu beachten?
Grundsätzlich kann man bei Kälte gut fotografieren und vor allem analogen Fotoapparaten und Filmen macht Kälte kaum was aus. Ein paar kleine Tips hätte ich allerdings.
Akkus schnell alle. Stört das?
Bei Frost halten Akkus nicht so lange und vielleicht kennt ihr das Phänomen, dass das Smartphone eben noch 10% Batterieleistung hatte und sich dann plötzlich abschaltet. So etwas machen viele Batterien. Ein Ersatzakku bzw. Ersatzbatterien in der Hosentasche helfen da. Welche Batterien benötigt Deine Kamera? Diese Frage solltest Du bevor du bei Frost fotografierst klären und vorbereitet sein.
Was bei einer Digitalkamera zum Totalausfall führt, stört viele analoge Fotografen nicht. Die alten Kameras benötigen den Strom oft nur zur Belichtungsmessung und das kann man auch ohne Strom nach Gefühl und wird erstaunt sein, wie viele richtig belichtete Fotos man hat. Die Leica M Serie, Nikon F3 oder Praktica sind beispielsweise solche Kameras, denen Stromausfall absolut nichts ausmacht. Meine NikonFE benötigt, wie viele ähnliche Spiegelreflexkameras den Strom, um den Spiegel mittels Magnet hochzuklappen. Dafür benötigt die Kamera so wenig Energie, dass Batterien monatelang halten, obwohl ich jede Woche mehrere Filme belichte. Trotzdem habe ich Ersatzbatterien immer dabei.
Es gibt neuere analoge Kameras, die den Strom zum Aufziehen und für den Autofokus benötigen. Wenn ihr eine solche Kamera habt, empfehle ich Ersatzbatterien in der Hosentasche zu haben. Im Rucksack oder der Kameratasche wären sie bei Frost auch eisig kalt, deshalb sollten sie möglichst warm am Körper bereit gehalten werden. Diese Kameras verbrauchen viel Strom und man muss häufig die Batterien wechseln. Das manuelle Ausschalten der Kamera nach Benutzung spart wertvolle Batteriezeit.
Wenn ihr nicht mehr fotografieren könnt oder nicht mehr die Belichtung messen könnt, weil die Akkus alle sind, ist das kein gravierendes Problem. Der Film in der Kamera ist sicher und geht auch bei -20 Grad nicht kaputt. Es gibt auch keine Farbverzerrungen oder Fehlbelichtungen bei großer Kälte. Die gibt es es allerdings bei Polaroid bzw. Sofortbildkameras während der Entwicklung im kalten. Solltet ihr ein Bild bei Kälte aufnehmen wollen, fehlen einige Farben. Das kann sehr schön aussehen, aber wenn ihr das nicht wollt, dann haltet die Kamera immer warm unter der Jacke bevor ihr sie für das Foto rausholt. Das Bild, welches aus der Kamera kommt, steckt ihr sofort in die Innentasche der Jacke oder in die Hosentasche ohne dass es geknickt oder gebeult wird. Eine leere Packung in der Tasche macht sich dafür sehr gut.
Eiskalte Kamera mit eiskaltem Film im Labor auspacken und sofort entwickeln?
Das sehe ich tatsächlich als einen Fehler an und das solltet Ihr unbedingt vermeiden. Die SW-Filme entwickle ich selbst, aber die Farbfilme gebe ich in ein Labor. Die C41 Entwicklungsmaschine steht mitten im Raum und das schöne an diesem Labor ist, dass sie meinen Film annehmen und so schnell es geht, entwickeln. Das ist manchmal sofort. 28 Minuten später habe ich den entwickelten Film in den Händen.
Ich sehe häufig, dass andere Fotografen mit ihren Kameras bei Frost von draußen reinkommen und sie auf den Ladentisch packen, den Film zurückspulen und zur Entwicklung abgeben. Wenn es draußen sehr kalt ist, dann ist der Film auch kalt. Die SW-Entwicklung muss exakt 20 Grad sein, bei der Farbentwicklung sind es 38 Grad. Wenn der Film mit -5 Grad in die Maschine kommt, muss er sich erst am Entwickler erwärmen und dadurch fehlt ihm wichtige Zeit zum Entwickeln. Außerdem bildet sich am Film Kondenswasser. So wie eine Brille oder eine Objektivlinse beschlägt, wenn man aus dem kalten ins Warme kommt, so beschlägt auch der Film. Wasser auf dem Film sollte unbedingt vermieden werden. Darum mein Tip:
Film sofort zurückspulen, wenn er belichtet ist, dann rausholen, in die leere Filmdose und in die warme Hosentasche.
Dafür müßtet ihr die leere Filmdose aufheben. Da es sinnvoll ist, immer einen Film in der Kamera zu haben, verwende ich die Dose des Films, den ich sofort einlege, wenn der alte voll ist.
Ich würde mich total ärgern, wenn ich das Motiv meines Lebens vor mir sehe und in meiner Kamera ist zwar ein Film, aber der ist bereits komplett belichtet. Da ist es mir lieber, der belichtete Film ist vor Schlüsselbund, Staub und Kälte gut geschützt in der Filmdose in meiner Hosentasche und in der Kamera ist eine unbelichteter neuer Film.
Motivation bei schlechtem Wetter und Kälte
Da wir verbotener Weise im Naturschutzgebiet übernachtet haben, stehen wir lange vor Sonnenaufgang auf und packen unsere Sachen ein. Auf diese Weise werden wir nicht von Nationalparkwächtern überrascht. Auf dem Schlafsack befindet sich eine kleine Eisschicht.
Nun gilt es schnell loszuwandern, damit uns von innen warm wird. Ich freue mich auf die ersten Sonnenstrahlen und weiß: Es wird ein warmer Tag.
In dem Augenblick sehe ich den Nebel im Tal. Die Bäume sind teils von Raureif bedeckt. Es ist still und egal, wo ich hinschaue, sehe ich Fotomotive. Ich habe nicht die Energie, die eiskalte Kamera aus dem Rucksack zu holen und womöglich ohne Handschuhe zu bedienen und wertvolle Zeit zu verlieren, die ich bräuchte um loszuwandern und warm zu werden.
„STOP!“ sage ich mir. „Genau jetzt ist ein Foto sehr viel wert. Fotos mit Sonnenuntergängen am Meer gibt es genug. Ich bin doch genau der, der hier das Foto macht.“ Ich versuche mich zu motivieren und und sage mir: „Nur ein Bild!“ Das funktioniert sehr gut. Ich versuche schnell zu sein und fotografiere intuitiv. Ohne viel Zeit zu verlieren.
Im Nachhinein bin ich über solche Motive sehr glücklich und vergrößere sie sehr gerne. Ich kann nur den Tip geben, die Kamera immer schon für das nächste Motiv fertig eingestellt zu haben. Das spart wertvolle Zeit und Nerven. Ich gehe beispielsweise abends in den Schlafsack und denke, an die mögliche Belichtung am nächsten Morgen und stelle auf Blende 2,8 und 1/15 Sekunde, da es noch sehr dunkel sein wird. Die Kamera ist schon aufgezogen. Die Schärfe ist auf Unendlich eingestellt. Wenn ich am Morgen bei Kälte gar keine Energie habe, drücke ich einfach nur ab.
Außerdem ist die Kamera immer ganz oben im Rucksack oder ich hänge mir die Kameratasche beim wandern um.
Bei strömendem Regen, sage ich mir: „Es ist nur Wasser!“, Bei Kälte denke ich an die nächste warme Hütte. Wenn es total scheiß Wetter ist, denke ich daran, dass ich hier wahrscheinlich gerade der einzige bin und motiviere mich damit, dass ich wahrscheinlich als einziger diese großartige Szenerie sehen und fotografieren kann. Es gibt Bergsteiger, Tierfotografen, Polarforscher, die würden über meine Situation schmunzeln und würden einfach gute Fotos machen. Zu den will ich eher gehören, als zu den, die immer in der Komfortzone bleiben und nur solche Fotos machen.
Ich weiß nicht, ob das jemand nachvollziehen kann, aber solche Gedanken motivieren mich und wenn ich dann „Dieses eine Foto“ mache, dann bleibt es oft nicht bei einem und ich vergesse schnell die Kälte und komme glücklich mit mehreren Filmrollen voll mit beeindruckenden Motiven nach Haues zurück.
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